Unruhig lief ich in meinem Zimmer auf und ab. Meine wilden Haare flogen mir ins Gesicht und meine Nase kribbelte unaufhörlich. An die Fünf Briefe hatte ich bereits geschrieben, aber es bisher nicht fertig gebracht, auch nur einen in seinen Briefkasten zu werfen. Immer, als ich kurz davor war, konnte ich mich doch nicht überwinden. So konnte es definitiv nicht weitergehen! Also lief ich schnellen Schrittes zum Schreibtisch, öffnete die oberste Schublade und kramte den Brief vom Vortag hervor. Während ich die Haustür verließ und die Tür hinter mir krachend ins Schloss fiel, begann bereits wieder das Herzrasen. Wie oft hatte ich diesen Moment bereits durchlebt? - Ich wusste es nicht. Ich hielt inne, nahm ein paar tiefe Atemzüge und bewegte mich in geduckter Haltung auf den alten, klapprigen Briefkasten zu. Ein frischer Wind wehte mir um die Nase und meine Finger zitterten schrecklich, als ich den Brief durch die schmale Öffnung gleiten ließ. Am, liebsten hätte ich ihn gleich wieder herausgeholt, doch dafür war es nun zu spät. Da kam Mike aus der Haustür. Schnell verkroch ich mich in ein nahegelegenes Gebüsch und lauschte. Ich hörte das quietschen der Briefkasten-Tür und ein leises Knistern - er musste den Brief entdeckt haben. Meine Hände zitterten noch immer und ich wagte es kaum, zu atmen. Was, wenn er mich hier bemerkte? Ich ging durch, was ich geschrieben hatte. »Lieber Mike, Es kostet mich viel Überwindung, dir diesen Brief zu Scheiben, aber« Meine Hände begannen, zu schwitzen und ich hatte das Gefühl, er las gerade genau diese Zeilen - meine Zeilen. »Aber ich tue es trotzdem, weil ich nicht anders kann. Ich denke oft an dich… wenn du lächelst ist es, als würde die Sonne aufgehen…« Ich errötete sofort. Diesen Teil lassen wir lieber mal weg! Das ist dann doch etwas zu kitschig. »Und deshalb wollte ich dich fragen, ob du mich am Samstag um 15 Uhr auf dem Basketballplatz treffen willst, deine heimliche Verehrerin.« Ich hielt inne und hörte Schritte. Kam er etwa direkt auf mich zu?! Nervös drückte ich mich noch etwas tiefer in den Busch und spürte, wie mich die kratzigen Zweige am Arm streiften. Das jedoch, war mir egal. Hauptsache, er entdeckte mich nicht. Es klackte und im nächsten Moment ertönte ein dumpfer Aufprall, bevor es erneut klackte. Ich wartete noch einige Minuten, bevor ich mich hervor wagte. Ich hatte ein ungutes Gefühl. Mein Magen drehte sich. Vorsichtig hob ich den Deckel der Mülltonne, die direkt hinter dem Busch, in dem ich mich versteckt hatte, stand und wurde bleich. Er hatte den Brief ungeöffnet weggeworfen! Ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken und ich ballte die Fäuste. Das konnte nicht sein Ernst sein! Um mich herum wurde alles dunkel, als zöge ein mächtiges Gewitter auf. Und so fühlte es sich auch an. Tränen stiegen mir in die Augen und ich rannte sofort los - so schnell ich konnte. Der Boden war, vom Regen gestern, mit Pfützen übersäht, sodass das Wasser unter meinen Schuhen in alle Richtungen spritzte.